11. Oktober 17

In Bremerhaven läuft aktuell in der Kunsthalle eine Ausstellung der Berliner  Künstlerin Birte Endrejat, die sich mit dem Columbus Center befasst. Zu sehen sind in einem Nebenraum unter anderem Modelle des Architektenwettbewerbes. Diese Modelle sind von der Künstlerin in 3D nachgebaut.

 

Die Skyline von Bremerhaven im Dezember 2008. die drei Hochhäuser bilden die Wohneinheiten des Columbus Centers

 

Für mich als Bremerhavenerin ist das Columbus Center ein spannendes Thema. Als Viertklässlerin hatten wir uns dort mit der Clique auf der großen Baustelle einen Treffpunkt geschaffen (wir Bremerhavner Butscher).
Als das Center fertiggestellt war, haben wir drinnen auf Treppen unsere Hausaufgaben gemacht – na und alles mögliche andere auch. Bei uns hieß es immer das Clocenter.
Es umfasst drei große Wohntürme und eine Einkaufspassage mit Kino, früher auch einer Veranstaltungslocation.

Dienstags sind die Kunsthalle und das Kunstmuseum in Bremerhaven kostenfrei. Ich habe mein Büro für ein paar Tage zu meiner Mutter verlegt und so machen wir uns am Dienstagnachmittag auf den Weg in die Stadt. Unsere Info: Es soll interessante Fotos geben.

Im großen Ausstellungraum empfängt uns dieser Boden:

„Ach, hier ist grade gar keine Ausstellung?“ Und schon kommt eine Museumsmitarbeiterin und klärt uns auf. Die Zeichnung auf dem Boden ist Architektensprache. Zur Orientierung für uns: Rechts ist die Weser, links das Columbus Center. Die Dreiecke sind sogenannte Aktivitätszonen.
Diese Aktivitätszonen hat die Künstlerin dann real besucht und beobachtet und ihre Beobachtungen notiert. Einmal zu lesen in der Ausstellungsbroschüre: „Beim Betreten einer Drehtür eine halbe Drehung machen und sich dabei nach hinten umsehen.“ oder „Eine Schirmmütze vor den Bauch halten und das Kinn nach vorne strecken.“ und dann im Foyer per Videobeamer im Schreibmaschinenstil an die Wand projeziert. Das macht Spaß, da hab ich gleich Lust nach draussen zu gehen, die Punkte zu suchen und eigene Entdeckungen zu machen.

Da wird aus alltäglichen Bewegungen etwas Besonderes, es wird in Szene gesetzt, der Fokus draufgelegt – das JETZT berührt.

Auf einer Empore des Ausstellungsraumes sitzen Leute und schauen Bilder. Ah ja, das müssen die Bilder sein, von denen wir gehört hatten. Angekommen, sehen wir Fotoaufnahmen von Menschen die im Columbuscenter leben.

 

Was sagte die Museumsmitarbeiterin? Sowas wie: Das CC sollte eine Verbindung zwischen Innenstadt und Wasser herstellen, wurde aber nur als störend empfunden, wie eine Schranke. es nahm ja auch vielen den Blick auf das Wasser.
Ganz anders bei den Bewohnern. Die sind mächtig stolz. Und so gab es viele die Fotos aus ihren Wohnungen beisteuern konnten.
Grandiose Idee …

„Sie gehört zu den Künstlern, die ihre Inspiration vor Ort finden, indem sie ganz genau beobachten, hinschauen, sich Notizen machen. Über ihre ungewöhnliche Arbeitsweise, die sich immer auf den Ort und die Menschen, die dort leben, bezieht.“
(Artikel von Nadja Naumann in Kunst:art; Atelier Verlag Ursula Frtzsche KG;  Nr. 75; Seite 23)