12. Februar 2017

Mein Bruder recherchiert momentan für sein drittes Buch :
„Kannst du mir nicht was für meine Inspirationen schicken?“
Et voilà!

Auszug aus dem Manuskript „Schwarz Weiß“ von Christian Habuch

Im Café Olé ist nicht viel los. Ein junger Mann fummelt auf seinem Handy, die junge Frau am Tisch daneben starrt auf ihr Handy. Die Frau versteckt sich in dem Teil. Der Tatooman am Tresen ist sehr nett und kredenzt mir einen Kakao im Latteglas. Anna vom Zoll baut sich vor der Glasschiebetür auf. „Hallo, hier bin ich!“, spreche ich in ihre Richtung. Sie kann mich natürlich nicht hören, ich geh raus und hole sie. Die Begrüßung erfolgt per Handschlag und ich stelle, nachdem wir uns gesetzt haben, meine Fragen. Wieder daheim fasse ich zusammen und rechne: Hamburg importiert täglich circa dreizehntausendfünfhundert TEU Container. TEU ist die Abkürzung für Twenty Foot Equivalent Unit. Die Teile sind zwanzig Fuß lang, das entspricht ungefähr einer Länge von sechs Metern. Die Breite beträgt circa zweieinhalb Meter, die Höhe knapp drei Meter. Vierzig Fuß Container (FEU) sind zwar überwiegend im Umlauf, aber die Hafenwirtschaft rechnet Import und Export immer in zwanzig Fuß Containern aus. Auf Verdacht kontrolliert werden an einem Tag circa Einhundertfünfunddreißig Importcontainer, das sind ein Prozent des Tagesimports. Ein Großteil der zu kontrollierenden Container wird in der Containerprüfanlage (CPA) mit Röntgenstrahlen durchleuchtet und bei Ungereimtheiten danach geöffnet. Die anderen Container werden direkt auf den Terminals vom Zoll kontrolliert. Das Be und Entpacken bei den Kontrollen wird von Hafenarbeitern oder den jeweiligen LKW Fahrern ausgeführt. 2017 findet der Hamburger Zoll drei komma acht Tonnen Kokain, ein Rekord. Das hört sich viel an, wirkt sich aber nicht auf den Marktpreis aus. Ungefähr zehn Prozent der eingeführten Drogen werden gefunden, sagt mir Anna. Erscheint mir zu hoch die Zahl! Erschnüfflte Drogen werden sicher gelagert und nach Begutachtung und rechtlichem Tralala verbrannt. Manchmal werden sie durch Placebodrogen ersetzt und weitergeleitet, um den Empfänger hochzunehmen. Große Mengen Kokain, die den Zoll illegal passieren, reisen zum Strecken nach Tschechien, Ungarn oder Polen.

Danach darf der Kunde in Deutschland oder wo auch immer sich den Dreck durch die Nase ziehen, spritzen oder als Crack rauchen.

Für Kleinkram ausserhalb des Hafengebietes ist die Polizei zuständig. Die Zusammenarbeit zwischen Zoll, Polizei und anderen Institutionen wird meist durch bürokratische Hürden blockiert. Dann erwähnt Anna noch das Rip Off Verfahren. Dabei werden die Kilos von angeheuerten Hafenarbeitern aus den Containern geholt und aus dem Hafengebiet zum Empfänger oder Zwischenhändler geschmuggelt. Die angeheuerten Hafenarbeiter arbeiten oft für Subunternehmen und werden bei Bedarf finanziell in die Enge getrieben. Danach wird ihnen die Schmuggelnummer angeboten, um das Gehalt aufzufrischen. Alles was über die niederländischen Autobahnen an Koks reinkommt ist meistens Kleinkram, ein Paar Kilos halt. „Danke Anna.“