16. August ´17

Es geschah am 24. Juli, 12 Kilometer entfernt von dem Ort Rheinsberg an der Mecklenburger Seenplatte:
Montagmorgen und wir haben keine Milch. Ich will ja davon weg – aber momentan ist es für mich immer noch der Tagesopener – Espresso mit Milch und Schaum – Latte Macchiato.


Zu Fuß mache ich mich auf den Weg in den nächsten kleinen Ort. Am Anreisetag hatten wir dort einen Bäcker gesehen.
„Guten Morgen. Haben Sie Vollmilch?“
„Ja, haben wir. Dort in dem Kühlschrank.“ Einen Liter H-Milch hatte ich darin bereits entdeckt.
„Das ist H-Milch!“
„Ja.“
„Ich möchte Vollmilch“  (Nach Bio zu fragen, war mir dann eh schon zu unangenehm)
„Die haben wir nicht. H-Milch ist doch auch lecker.“
„Wo bekomme ich denn Vollmilch?“
„In Rheinsberg!“
„Das ist aber weit!“
„Nee, sind doch nur 12 Kilometer.“
„Da muss ich ja mit dem Auto fahren und dann noch die Umleitung wegen der Baustelle. Lieber nicht. Was für eine Zeitung lesen Sie denn hier? Möchte ja wissen was es hier gibt.“ (Ich meinte an Veranstaltungen.)
Die Antwort von einem Kunden, der zeitungsblätternd an einem kleinen Tisch saß und unser Gespräch verfolgt hatte:
„Hier gibt’s viel Wasser!“

Ich kaufe Brötchen und mache mich auf ins nächste Hotel.
Die Gastro öffnet erst nachmittags, aber die Tür steht offen. Es ist ja Hotelbetrieb, da braucht es fürs Frühstück doch auch Milch.
„Guten Morgen. Können sie mir vielleicht Vollmilch verkaufen?“ Der Mann hinter der Theke stutzt kurz und sagt mir dann, dass es Milch beim Bäcker gibt.
„Die haben nur H-Milch, ich möchte jedoch Vollmilch!“
„Ach so! Ja, wir haben auch nur H-Milch. Die können sie doch auch mal trinken.“
Auf der Straße, die nicht mehr in dem kleinen Ort liegt, bringt ein Mann Müll zum Mülleimer.
„Guten Morgen. Haben sie vielleicht einen Becher Vollmilch für mich“ (Herrje- ich bin ja schon richtig verzweifelt – der erste Urlaubstag hier ohne mein geliebtes Kaffeemorgenritual).
Er stutzt: „Milch bekommen sie doch im Laden beim Bäcker!“
„Die haben aber nur H-Milch und ich möchte Vollmilch.“
„Wir trinken auch nur H-Milch.“
Als ich zum Ferienhaus komme steht der Nachbar auf seiner Terrasse.
Egal, letzte Chance: „Haben sie Vollmilch?“
Er stutzt: (Genau wie der Mann im Hotel und der Müllrausbringer zuvor. Liegt es daran, ob sie kurz überlegen mir Milch zu geben? An der Frage an sich? Wir hatten in der Gegend, egal bei was für Fragen fast immer das Gefühl, wir würden nicht verstanden werden, würden etwas absurdes Fragen, oder eine fremde Sprache sprechen.)
„Milch gibt es beim Bäcker im Ort.“
„Dort gibt es nur H-Milch!“
„Wir trinken auch nur H-Milch.“

Also gut, dann gibt es heute eben Tee!